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Land verordnet Schulen Wiederbelebungs-Kurse – in Hildesheim noch weitestgehend unbekannt
24.05.2024 Kreis Hildesheim - Das Kultusministerium hat alle Schulen Niedersachsens dazu aufgerufen, sich an den Wochen der Wiederbelebung vom 22. Mai bis zum 21. Juni zu beteiligen. Aber die weitaus meisten Schulen im Landkreis Hildesheim scheinen noch gar nichts von dem Angebot zu wissen. Keine der von der HAZ am Mittwoch befragten Schulen beteiligt sich bisher, die meisten hören gar zum ersten Mal davon.
Laut Kerstin Hiller, Sprecherin des DRK-Landesverbands Niedersachsen, hätten zudem viele signalisiert, dass sie ein entsprechendes Angebot nicht mehr vor den Sommerferien in ihr Programm integrieren könnten. Insbesondere Gymnasien und Gesamtschulen bestätigen, dass sie derzeit ohnehin ganz andere „Sorgen“ haben. „Wir sind aktuell zu 100 Prozent auf das Abitur konzentriert“, sagt etwa Andreas Kruse, Leiter des Gymnasiums Himmelsthür.
Fall aus Klein Escherde zeigt: Schnelligkeit zählt
Wie wichtig Schnelligkeit im Fall eines Notfalls ist, hat gerade erst der Fall eines Dreijährigen gezeigt, der am Pfingstmontag in Klein Escherde wiederbelebt worden war. Der Junge hatte sich beim Frühstück verschluckt. Als die Rettungskräfte eintrafen, atmete er schon nicht mehr. Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr reanimierten das Kind mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung und bewahrten es so vor dem Ersticken.
„Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit eine der häufigsten Todesursachen. Auch in Niedersachsen sind viele Menschen von plötzlichen Herzstillständen betroffen, bei denen jede Sekunde zählt“, heißt es vom Ministerium. Um auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen und die Menschen für Wiederbelebungsmaßnahmen zu fördern, gebe es jetzt zum ersten Mal die Wochen der Wiederbelebung in Niedersachsen. Sie sollen auch in den Folgejahren landesweit im Schulleben verankert werden.
Renataschule bildet Neuntklässler in Erste Hilfe aus
Beim Land hofft man darauf, dass künftig noch mehr Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte und weitere Mitarbeitende in der Lage sein werden, im Notfall rettend einzugreifen. „Es ist gut, dass auf das Thema aufmerksam gemacht wird“, sagt Ellen Osterode-Meyer, Leiterin der Realschule Himmelsthür. An der Realschule selbst habe man sich zwar entschieden, aktuelle Projekte zum Tag des Grundgesetzes und zur Demokratiebildung anzubieten. Aber gerade mit Blick auf die vielen Nichtschwimmer seien die Wochen der Wiederbelebung allgemein gesehen wichtig, findet Osterode-Meyer.
Auch die Renataschule in Ochtersum beteiligt sich aktuell nicht an den Wochen. Allerdings sei es an der Schule gute Übung, alle Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Rahmen von Erste-Hilfe-Kursen auszubilden. „Und in unserer Projektwoche im Juni wird dieses Thema zusätzlich eingebunden“, sagt Melanie Neugebauer, kommissarische Leiterin der Schule.
Oftmals geht es um Leben und Tod
Beim DRK-Landesverband ist man froh darüber, dass das Ministerium in Sachen Reanimation Tempo macht. „Wir haben dies bereits seit Jahren gefordert und stehen jetzt selbstverständlich zur Verfügung, um mit unserer fachlichen und didaktischen Expertise zu unterstützen“, sagt Ralf Selbach, Vorstandsvorsitzender des DRK-Landesverbandes Niedersachsen. Denn wer bereits als Kind und Jugendlicher Erste Hilfe und die Wiederbelebung lerne, habe weniger Scheu und wende sie im Notfall viel selbstverständlicher an.
„Beim plötzlichen Herztod beziehungsweise Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Sekunde“, sagt Jörg Zacharias, Referatsleiter für den Bereich Erste Hilfe im DRK-Landesverband. An dieser Stelle gehe es um Leben und Tod. Mindestens aber darum, schwere Schädigungen durch die fehlende Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff zu verhindern.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine